Eine kleine Vereins-Chronik

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Als sich am 11.11.1927, in der Zeit großer Arbeitslosigkeit und damit Armut, 14 Röthenbach er Bürger zusammenfanden, um einen Kleingartenverein zu gründen, wurde die erste soziale Tat getan.

Es wurde den Bürgern die Möglichkeit gegeben, für ihre Familien die Ernährung zu verbessern, ihren Kindern die Gelegenheit zu geben, die Natur kennen und lieben zu lernen und nicht zuletzt die Gemeinsamkeit zu fördern.

Initiator der Gründung war Gartenfreund und Gärtnermeister Georg Zimmermann, der dann auch 1. Vorsitzender wurde. Seine Amtszeit war von 1927 bis 1934.

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Gründungsvorstand
Georg Zimmermann (†)

Die Gründer folgten der Idee des Leipziger Arztes Schreber, so dass es seitdem „Schrebergärten“ bei uns gibt.

Dynamisch wurde die Arbeit begonnen. Nach einem Jahr hatte der Verein bereits 108 Mitglieder.
Im Frühling und Herbst 1928 fanden Blumen- und Gemüseausstellungen statt. Am 14.07.1929 führte die „Flora“ das erste, wenn auch für heutige Verhältnisse, bescheidene Blumenfest durch. Es war die Geburtsstunde unseres heutigen Heimatfestes. Dies war die zweite soziale Tat für Röthenbach.

Fast unglaublich erscheint es heute, dass der Verein bereits 1931 südlich der Bahnlinie vom Staatsforst ein Wald- und Sumpfgelände für 104 Kleingärten zu je 400 m2 pachten konnte. In mühevoller Handarbeit musste gerodet und kultiviert werden.
Am 25.03.1931 wurde der Verein in das Vereinsregister eingetragen und hat sich dem Reichsverband angeschlossen. Dadurch erhoffte man sich leichter „Dauerland“ beschaffen zu können. Im Jahr 1933 hatte der Verein dann bereits 540 Mitglieder!

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Konrad Ott (†) mit Ehefrau

Ein unverdientes Ende fand die Tätigkeit des 1. Vorstandes Georg Zimmermann. Zu Beginn des 3. Reiches wurde er zuerst in seinem Amt bestätigt, um dann im Juli 1933 wegen politischer Unzuverlässigkeit abberufen zu werden.
Herr Georg Luber (leider gibt es kein Bild) wurde bis 1934 als Vorstand beauftragt und noch im selben Jahr durch Gartenfreund Konrad Ott ersetzt. Dessen Amtszeit war von 1934 bis 1945.

Während dieser Zeit war, wie bei vielen anderen Vereinen im 3. Reich auch, eine demokratische Vereinstätigkeit nicht mehr möglich. Die Gärten wurden nach dem Führerprinzip verwaltet und dem Reichsnährstand unterstellt.
Die „Flora“ hatte auch in der schrecklichen Kriegszeit große Aufgaben zu meistern. Denn neben Obst und Gemüse durften Kleintiere aller Art gehalten werden, um die Ernährungslage zu verbessern. Weiterhin war es wichtig, auf möglichst kleinem Land, Tabak der Marke „FLORA-QUALM“ anzubauen. Während Zigaretten, die auf Marken zu haben waren, an Verwandte und Bekannte an die Front gingen, wurde das eigene „Kraut“ selbst geraucht.

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Michael Babl (†)

Am 29.12.1945 wurde bei der ersten Mitgliederversammlung nach Kriegsende Gartenfreund Michael Babl demokratisch zum 1. Vorsitzenden gewählt Dieses Amt übte er bis 1955 aus.

Eines der wichtigsten Themen nach dem Krieg war die Beschaffung von neuem Gartenland. Eine riesengroße Nachfrage war vorhanden.
1946, nach Auflösung der Scheinwerfer- und Flakstellung, wurden 50 neue Gärten zu je 180 m2 gewonnen. 1947 folgten 75 Gärten zu je 400 m2 und 1948 nochmals 50 Gärten zu je 350 m2. Eine wahrhaft stürmische Entwicklung bei insgesamt 443 Mitglieder.

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Ende 1950 begann ein Kapitel unserer Vereinsgeschichte, das fast zur Spaltung des Vereins führte. Damals zweifelte der 2. Vorstand Josef Gaag die Aussage des Forstes zu Recht an, dass das Gelände unverkäuflich sei.
Bereits am 22.02.1953 war es soweit, dass gegenteilige Meinungen im Verein laut wurden: Baugelände kaufen oder Gartenland behalten?
Starke Auseinandersetzungen innerhalb des Vereins, Neuwahl der Vorstandschaft am 27.03.1954, Abstimmung über Abtretung des Geländes an die Baugenossenschaft „Selbsthilfe“ oder nicht. 117 Mitglieder waren dafür.
Damit nicht Schluss: Immer mehr Gelände wurde von der „Selbsthilfe“ gefordert, die Stadt unterstützte die Kleingärtner nicht mehr. 1. Vorstand Michael Babl erklärt, dass die Flora jetzt den Kampf um die Gärten nicht nur gegen die „Selbsthilfe“, sondern auch gegen die Stadt führen müsse.
Heute haben wir einen schönen Ortsteil und eine schöne „Dauerkleingartenanlage“, abgesichert durch einen rechtskräftigen Bebauungsplan.

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Josef Völkl (†)

Das Vereinsleben ging weiter. Am 27.02.1955 gibt Michael Babl sein Amt an Josef Völkl ab. Dessen Amtszeit währte bis 1966.

1957 wird der Verein 30 Jahre alt. Gleichzeitig kann im selben Jahr das Vereinsheim an der Adalbert-Stifter-Straße eingeweiht werden.
In diesem Haus fühlten sich die Kleingärtner wohl, feierten viel, diskutierten reichlich, speisten uns tranken gut, rundum, auch dort war es schön. Die Baukosten für das alte Heim betrugen damals 6.322 DM plus 6.736 Arbeitsstunden.

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Altes Vereinsheim an der Adalbert-Stifter-Straße
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Hermann Fesenmeier (†)

Nach dem Rücktritt von Josef Völkl wurde am 16.07.1966 Gartenfreund Hermann Fesenmeier zum 1. Vorsitzenden gewählt, der das Amt bis 1974 inne hatte.

In der Folgezeit wird die Gartenanlage immer besser und schöner ausgebaut. Ein Kinderspielplatz wird errichtet, zwei Vogelschutzgärten und eine Rentnerecke zur Verfügung gestellt. Alles Dinge, die unserer gesamten Bevölkerung auch heute noch zu Gute kommen. Unser „Stadtpark“ war die dritte Gute Tat für unsere Stadt!
Nach Prüfung durch zwei Kommissionen aus München und Bonn erhielt unsere „Flora“ 1971 die „Bronzene Medaille“ im „Kleingarten-Wettbewerb der Deutschen Städte und Gemeinden“. Eine sehr hohe Auszeichnung auf Bundesebene.

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Helmut Strecker (†)

Am 31.05.1974 trat Gartenfreund Fesenmeier aus gesundheitlichen Gründen zurück. Am 06.07.1974 wurde Gartenfreund Helmut Strecker für die nächsten zwei Jahre 1. Vorsitzender.

Am 27.03.1976 wurde Gartenfreund Hans Babl ins Amt des 1. Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt übte er bis 1988 aus.

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Hans Babl (†)

Während seiner Amtszeit begannen wieder intensive Gespräche zur Erstellung eines Bebauungsplans und damit zur Sicherung der Dauerkleingartenanlage. Am 21.01.1984 stellte die Mitgliederversammlung den Antrag auf Erstellung und am 17.02.1984 billigte der Stadtrat des Bebauungsplan, der am 06.02.1987 rechtskräftig wurde und bis heute seine Gültigkeit hat.
Danach wurde auch der Neubau eines Vereinsheims wieder aktuell. Schon seit 1972 liefen immer wieder Gespräche wo, warum und wie gebaut werden sollte. Vor allem die Standortfrage wurde heftig und kontrovers diskutiert.

Mitten in der Diskussion stellte Hans Babl sein Amt zur Verfügung. Ab dem 11.03.1988 übernahm Gartenfreund Franz Loritz das Amt des 1. Vorsitzenden und wurde damit zum „Bauherren und ersten Hausherren“ des Floraheims.

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Franz Loritz (†)

Nun ging es relativ schnell, wenn auch für die Verantwortlichen viel zu langsam. Hier die Eckdaten des Bauverlaufs:

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Herbert Koller

Eine weitere gute Tat war vollbracht!
Wie viel Arbeit, Fleiß, Ärger und Kameradschaft dahinter stecken, weiß nur der, der aktiv beteiligt war.

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Franz Huber

Am 22.03.1997 übergab Franz Loritz sein Amt als 1. Vorsitzender an Gartenfreund Herbert Koller, der eine intakte Gartenanlage mit einem wahren „Schmuckstück“ übernehmen konnte.

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Werner Braunersreuther

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bis heute zwei weitere Vorstandswechsel statt fanden.

Am 27.03.2010 wurde Gartenfreund Franz Huber bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in das Amt des 1 Vorsitzenden gewählt, nachdem Herbert Koller wegen seines Umzugs nach Meerane zurücktrat.

Bei der Mitgliederversammlung am 21.03.2015 stellte Franz Huber sein Amt zur Verfügung. Thomas Daumann führte den Verein bis zum 28.01.2022.

Am 19.03.2022 wählten die Mitglieder Werner Braunersreuther zum neuen 1. Vorsitzenden.

Nun wird unsere „Flora“ am 11.11.2027 schon 100 Jahre alt. Eine betagte Dame!
Aber immer noch jung und dynamisch, um den Bürgerinnen und Bürgern Röthenbachs eine Freude zu machen, wenn sie, nach dem Besuch des Flora-Heims, ihren Sonntagsnachmittagsspaziergang, durch die Kleingartenanlage machen, um sich an den der „grünen Lunge“ Röthenbachs zu erfreuen.

Quellennachweise:
Text; auszugsweise aus der Festschrift „75 Jahre Kleingartenverein FLORA“
Bilder 1 bis 11 aus der Festschrift „75 Jahre Kleingartenverein FLORA“
Bild 12: mit Genehmigung von Herrn Franz Huber
Bild 13: mit Genehmigung von Herrn Thomas Daumann

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